Der Jangtse und der Gelbe Fluss werden nicht rückwärts fließen
Am frühen Morgen des 27. Oktober 2023 verstarb der ehemalige Premierminister plötzlich an einem Herzinfarkt im Alter von 68 Jahren. Eine schockierende Nachricht.
Noch im letzten Monat sah ich ein Video von ihm auf Twitter, in dem er lächelnd durch Dunhuang spazierte, voller Energie und Leichtigkeit. Nun ist er für immer gegangen. Ein Seufzer der Trauer.
Als promovierter Wirtschaftswissenschaftler der Peking-Universität und Träger des Sun Yefang-Preises für Wirtschaftswissenschaften besaß er eine tiefgehende akademische Grundlage. Noch heute kann man auf YouTube Videos von ihm sehen, wie er an der Parteischule des Zentralkomitees Wirtschaft für Provinzkader lehrt. Er setzte seine theoretischen Kenntnisse in die Praxis um und wandte sie in seiner Arbeit an. Bereits in den frühen Jahren seiner Amtszeit als Premierminister prägte der Begriff „Keqiang-Index“ die wirtschaftlichen Debatten. Dieser Index misst das tatsächliche Wirtschaftswachstum Chinas anhand von drei Indikatoren: Stromverbrauch, Frachtvolumen im Eisenbahnverkehr und der Menge an vergebenen Krediten. Die britische und amerikanische Investmentbank Barclays Capital schlug zudem den Begriff „Liconomics“ vor.
Er beherrschte nicht nur die Theorie, sondern setzte sie auch konsequent in die Praxis um. Im Internet kursieren Videos und Fotos von seinen Besuchen in den Regionen, wo er sich immer mit den Menschen vermischte und von ihnen herzlich empfangen wurde. Die Menschen hatten keine Scheu, vor ihm die Wahrheit zu sagen, und er hörte zu.
Für Unternehmer nach 2010 war der direkte Einfluss am deutlichsten in der Veränderung des Geschäftsumfelds und der unternehmerischen Atmosphäre zu spüren. 2014 schlug er auf dem Sommer-Davos-Forum in Tianjin erstmals vor, in China eine Welle des „Massenunternehmertums und der Masseninnovation“ auszulösen. Dies geschah zu einer Zeit, als das mobile Internet in vollem Aufschwung war, und das Internet-Startup-Ökosystem in China florierte.
Damals herrschte eine echte Gründerstimmung. Jeden Tag gab es unzählige Businesspläne zu prüfen und Projekte zu besprechen. Ein Jahr besuchte der Premierminister persönlich die Internetkonferenz in Hangzhou, um die Unternehmer zu ermutigen. Seine Bemühungen waren nicht umsonst: Unternehmen wie Pinduoduo, Toutiao und Didi, die alle um das Jahr 2014 herum gegründet wurden, wuchsen zu bekannten Firmen heran.
Später setzte sich der Premierminister für die Verwaltungsvereinfachung und Dezentralisierung ein. Im Bereich der Geschäftskontrolle war die „Einmal-Besuch-Reform“ eine der sichtbarsten Maßnahmen. Dadurch verkürzte sich die Zeit zur Firmengründung von zwei bis drei Wochen auf zwei bis drei Tage, was enorme soziale Ressourcen einsparte. Neben der Verwaltungsvereinfachung unterstützte er Unternehmer auch durch Steuererleichterungen, Kredite und den Schutz der gesetzlichen Rechte von Geschäftsleuten. In dieser Zeit wurden sogar einige Unternehmer, die in der Vergangenheit zu Unrecht verurteilt worden waren, rehabilitiert.
Neben der Förderung von Unternehmern kümmerte er sich auch um die Entwicklung von Studenten und gab ihnen ernsthafte Ratschläge, ihre Grundkenntnisse zu festigen. Er setzte sich auch für die Bezahlung von Wanderarbeitern ein und arbeitete daran, das Problem der ausstehenden Löhne zu lösen… Im Internet gibt es zahlreiche Videos und Fotos von seinen Besuchen in den Regionen, wo er sich immer mit den Menschen vermischte und von ihnen herzlich empfangen wurde.
Er hatte immer einen guten Ruf unter den Menschen: zugänglich, fröhlich, unprätentiös und ehrlich.
Auf den „Zwei Sitzungen“ 2023 hielt er seinen letzten Regierungsbericht. Der längste Applaus der gesamten Sitzung, der 20 Sekunden dauerte, verstummte erst, als er wieder auf seinem Platz saß. Auf der anschließenden Pressekonferenz sagte er: „Der Jangtse und der Gelbe Fluss werden nicht rückwärts fließen.“
Die Verstorbenen fließen wie die Flüsse und kehren nicht zurück.
“哀吾生之須臾,羡長江之無窮”